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Weihnachten und Schnee gehört für mich als Kinderzeiterinnerung irgendwie zusammen, so wie auf diesem schönen Photo sah es früher oft aus……das Bild stammt von Image by Alex Prykhodko from Pixabay

Schon seit einem halben Jahr liegt diese wunderschöne Retrospektive im Leuchtturm Depot und wartete ganz still auf das Herauskommen.

Ich finde daß es grad in dieser Zeit besonders wichtig ist, sich an alte Zeiten zu erinnern, die zwar auch nicht grad üppig waren in dem was die Menschen hatten, aber es gab noch die Menschlichkeit, das Leuchtende, das Wundersame, das Stille und das Besinnliche der adventlichen Zeit. Und nicht zu vergessen die Anbindung nach oben, die bei den Landbewohnern und den Bauern noch mehr ausgeprägt war als bei den Städtern.

Ich bin groß geworden in einer Zeit, wo das Brauchtum gepflegt wurde, wo es nur wenig gab an Geschenken, meist waren es Dinge die man wirklich gebrauchen konnte, da unser Papa als Kellner nur wenig Geld zur Verfügung hatte. Das bedeutete daß die Mama und die Oma alles selbst hergestellt haben.

Es begann mit unserem heißgeliebten Hexenhäusle, welches pünktlich zum Nikolaus als Überraschung im Wohnzimmer stand, gleich neben dem in der Wand eingebauten Aquarium. Dafür muß die Mama bis tief in die Nacht gewerkelt haben und es sah immer herzallerliebst aus. Es war aus dünnen Holzplatten zusammengebaut und wurde dann mit Lebkuchen, Schokotaler mit Streusel , Geleefrüchten und Pfeffernüssen beklebt; als Klebemasse nahm sie angerührten Zuckerguß.

Es hatte aus roter Gelatine die Fenster gehabt, abends wurde die kleine Lampe innen angeschaltet, die über eine große Batterie lief. Aus dem Lebkuchenschornstein quoll Watte hervor als Rauch und vor dem Eingang des Hauses standen die Hexe und Hänsel und Gretel, während Rabe und Katze auf dem kleinen Holzstapel saßen, den Muttern liebevoll aus Salzstangen aufgeschichtet hatte.

Der Zaun bestand aus halbierten Pfeffernüssen und das Schwierigste waren die Eiszapfen am Haus zu gestalten, denn dafür mußte der Zuckerguß genau die Konsistenz haben, daß sie im Tropfen schon erstarrten…….Mutti erzählte es uns später daß sie das oftmals zum Fluchen gebracht hatte.

Doch das Ergebnis war wunderschön……..ich stelle es etwas später noch hier hinein, komme zur Zeit nicht an die alten Bilder dran.

Es sah so ähnlich aus wie dieses hier, nur viel größer und feiner gestaltet, die Amerikaner nennen es Gingerbread House

typisches Gingerbread House
Image by Wolfgang Eckert from Pixabay

Wir Kinder haben heimlich gebastelt, Fenstersterne aus buntem Transparentpapier  oder Strohhalmen, Topflappen gehäkelt, Bilder gemalt oder Gedichte geschrieben, die dann am heiligen Abend vorgetragen wurden. Meine Schwester Kerstin hatte da eine beondere Gabe dazu. Zusammen haben wir einen Teil unseres Gesparten zusammengelegt und für die Mutti eine duftende Seife gekauft und für den Vati Rasierwasser.

Es gab zu Weihnachten imer ein großes Paket von unserer Oma aus dem Ruhrgebiet, in dem für alle Familienmitglieder und für Oma und Opa vor Ort ganz viele besondere Leckereien waren. Alles darin war gut verpackt in viele Lagen Zeitungspapier und hauchdünnem Seidenpaier für den Innenteil. Die Männer bekamen Pralinen mit Obstwässerchens und die Frauen die Pralinen mit Eier oder Kirschlikör. Dann gab es Marzipankartoffeln und schokolierte Marzipanbrote für uns Kinder und für die Erwachsenen auch mit spirituosenversetztes Marzipan. Natürlich auch wieder diese Geleefrüchte zum an den Baum hängen und was es sonst noch so gab und wir uns nicht leisten konnten.

Die Geschenke waren alle schon verpackt und mit kleinen Kärtchen verziert wo die Namen draufstanden. Es waren meist Gegenstände zum Anziehen, wie Schlafanzüge, Unterwäsche, Socken und auch mal eine neue Puppe oder Stofftier und Puppenkleidung oder ein Gesellschaftsspiel.

Für die Erwachsenen gab es Gebrauchsgegenstände wie einen Mixer für die Mama oder ihr Lieblingsduft Tosca von 4711; eine Pfeffermühle für Papa den Hobbykoch oder ein gutes Filetiermesser.

Und immer gab es auch ein größeres Geldgeschenk welches einmal fast den Flammen zum Opfer fiel. Dazu die kleine Anekdote des damaligen Geschehens:

Wir hatten kein fließend heisses Wasser, es gab den großen Kupferkessel im Bad der Samstags eingeheizt wurde und für zwei Baderationen ausreichte. Erst kamen die Kinder rein und dann Mama und Papa. Es brauchte einige Zeit bis das Wasser heiß war und man nahm alles zum Anfeuern was so an Papier und Pappe vorhanden war….also auch den Karton des Weihnachtspaketes. Allerdings wunderten sich unsere Eltern wo denn diesmal der betrag war, den Oma sonst immer beigetan hatte, denn der wurde benutzt um die weihnachtlichen Leckereien wie Gans oder Braten, den Weihnachtsbaum und noch austehende Dinge zu kaufen, da uns meist das Geld dazu fehlte.

Also, Mama war fleißig damit beschäftigt den Karton zu zerreißen und den Flammen zuzuführen die allmählich im Ofen loderten, als sie einen blauen Schein sah……ich sah sie nur mit dem Feuerhaken alles aus dem Ofen zerren und hörte sie laut nach unserem Papa „Friedrich“ rufen…….der kam sofort angerannt und in Blitzeseile retteten sie 3 x 100 DM aus dem Flammenmeer, nur ein Schein war ein bissl angekokelt, der Rest noch unversehrt. Muttern hate das Paket versehentlich von der falschen Seite geöffnet, und deshalb war das Geld im Umschlag nicht sichtbar gewesen………seitdem haben wir jedes einzelne Zeitungspapier dreimal umgedreht um zu schauen ob nicht irgendwie noch etwas versteckt war.

Mei war das ein Schreck gewesen !!!!

300 DM waren damals viel Geld, verdiente doch unser Vater grad mal 450 DM ohne die Trinkgelder. Ohne die Trinkgelder konnten wir kaum über die Runden kommen, sie wurden zurückgelegt für die Wintermonate von Ende November bis Ende Februar, denn in dieser Zeit war das Hotel geschlossen und Papa mußte „stempeln“ gehen nachdem er seinen Jahresurlaub genommen hatte. Urlaub nehmen in der sommerlichen Hochsaison war nämlich nicht drin.

Nun erfreut Euch an dem schönen Beitrag aus alten Zeiten im bayrischen Voralpenland.