
Schon seit einem halben Jahr liegt diese wunderschöne Retrospektive im Leuchtturm Depot und wartete ganz still auf das Herauskommen.
Ich finde daß es grad in dieser Zeit besonders wichtig ist, sich an alte Zeiten zu erinnern, die zwar auch nicht grad üppig waren in dem was die Menschen hatten, aber es gab noch die Menschlichkeit, das Leuchtende, das Wundersame, das Stille und das Besinnliche der adventlichen Zeit. Und nicht zu vergessen die Anbindung nach oben, die bei den Landbewohnern und den Bauern noch mehr ausgeprägt war als bei den Städtern.
Ich bin groß geworden in einer Zeit, wo das Brauchtum gepflegt wurde, wo es nur wenig gab an Geschenken, meist waren es Dinge die man wirklich gebrauchen konnte, da unser Papa als Kellner nur wenig Geld zur Verfügung hatte. Das bedeutete daß die Mama und die Oma alles selbst hergestellt haben.
Es begann mit unserem heißgeliebten Hexenhäusle, welches pünktlich zum Nikolaus als Überraschung im Wohnzimmer stand, gleich neben dem in der Wand eingebauten Aquarium. Dafür muß die Mama bis tief in die Nacht gewerkelt haben und es sah immer herzallerliebst aus. Es war aus dünnen Holzplatten zusammengebaut und wurde dann mit Lebkuchen, Schokotaler mit Streusel , Geleefrüchten und Pfeffernüssen beklebt; als Klebemasse nahm sie angerührten Zuckerguß.
Es hatte aus roter Gelatine die Fenster gehabt, abends wurde die kleine Lampe innen angeschaltet, die über eine große Batterie lief. Aus dem Lebkuchenschornstein quoll Watte hervor als Rauch und vor dem Eingang des Hauses standen die Hexe und Hänsel und Gretel, während Rabe und Katze auf dem kleinen Holzstapel saßen, den Muttern liebevoll aus Salzstangen aufgeschichtet hatte.
Der Zaun bestand aus halbierten Pfeffernüssen und das Schwierigste waren die Eiszapfen am Haus zu gestalten, denn dafür mußte der Zuckerguß genau die Konsistenz haben, daß sie im Tropfen schon erstarrten…….Mutti erzählte es uns später daß sie das oftmals zum Fluchen gebracht hatte.
Doch das Ergebnis war wunderschön……..ich stelle es etwas später noch hier hinein, komme zur Zeit nicht an die alten Bilder dran.
Es sah so ähnlich aus wie dieses hier, nur viel größer und feiner gestaltet, die Amerikaner nennen es Gingerbread House

Wir Kinder haben heimlich gebastelt, Fenstersterne aus buntem Transparentpapier oder Strohhalmen, Topflappen gehäkelt, Bilder gemalt oder Gedichte geschrieben, die dann am heiligen Abend vorgetragen wurden. Meine Schwester Kerstin hatte da eine beondere Gabe dazu. Zusammen haben wir einen Teil unseres Gesparten zusammengelegt und für die Mutti eine duftende Seife gekauft und für den Vati Rasierwasser.
Es gab zu Weihnachten imer ein großes Paket von unserer Oma aus dem Ruhrgebiet, in dem für alle Familienmitglieder und für Oma und Opa vor Ort ganz viele besondere Leckereien waren. Alles darin war gut verpackt in viele Lagen Zeitungspapier und hauchdünnem Seidenpaier für den Innenteil. Die Männer bekamen Pralinen mit Obstwässerchens und die Frauen die Pralinen mit Eier oder Kirschlikör. Dann gab es Marzipankartoffeln und schokolierte Marzipanbrote für uns Kinder und für die Erwachsenen auch mit spirituosenversetztes Marzipan. Natürlich auch wieder diese Geleefrüchte zum an den Baum hängen und was es sonst noch so gab und wir uns nicht leisten konnten.
Die Geschenke waren alle schon verpackt und mit kleinen Kärtchen verziert wo die Namen draufstanden. Es waren meist Gegenstände zum Anziehen, wie Schlafanzüge, Unterwäsche, Socken und auch mal eine neue Puppe oder Stofftier und Puppenkleidung oder ein Gesellschaftsspiel.
Für die Erwachsenen gab es Gebrauchsgegenstände wie einen Mixer für die Mama oder ihr Lieblingsduft Tosca von 4711; eine Pfeffermühle für Papa den Hobbykoch oder ein gutes Filetiermesser.
Und immer gab es auch ein größeres Geldgeschenk welches einmal fast den Flammen zum Opfer fiel. Dazu die kleine Anekdote des damaligen Geschehens:
Wir hatten kein fließend heisses Wasser, es gab den großen Kupferkessel im Bad der Samstags eingeheizt wurde und für zwei Baderationen ausreichte. Erst kamen die Kinder rein und dann Mama und Papa. Es brauchte einige Zeit bis das Wasser heiß war und man nahm alles zum Anfeuern was so an Papier und Pappe vorhanden war….also auch den Karton des Weihnachtspaketes. Allerdings wunderten sich unsere Eltern wo denn diesmal der betrag war, den Oma sonst immer beigetan hatte, denn der wurde benutzt um die weihnachtlichen Leckereien wie Gans oder Braten, den Weihnachtsbaum und noch austehende Dinge zu kaufen, da uns meist das Geld dazu fehlte.
Also, Mama war fleißig damit beschäftigt den Karton zu zerreißen und den Flammen zuzuführen die allmählich im Ofen loderten, als sie einen blauen Schein sah……ich sah sie nur mit dem Feuerhaken alles aus dem Ofen zerren und hörte sie laut nach unserem Papa „Friedrich“ rufen…….der kam sofort angerannt und in Blitzeseile retteten sie 3 x 100 DM aus dem Flammenmeer, nur ein Schein war ein bissl angekokelt, der Rest noch unversehrt. Muttern hate das Paket versehentlich von der falschen Seite geöffnet, und deshalb war das Geld im Umschlag nicht sichtbar gewesen………seitdem haben wir jedes einzelne Zeitungspapier dreimal umgedreht um zu schauen ob nicht irgendwie noch etwas versteckt war.
Mei war das ein Schreck gewesen !!!!
300 DM waren damals viel Geld, verdiente doch unser Vater grad mal 450 DM ohne die Trinkgelder. Ohne die Trinkgelder konnten wir kaum über die Runden kommen, sie wurden zurückgelegt für die Wintermonate von Ende November bis Ende Februar, denn in dieser Zeit war das Hotel geschlossen und Papa mußte „stempeln“ gehen nachdem er seinen Jahresurlaub genommen hatte. Urlaub nehmen in der sommerlichen Hochsaison war nämlich nicht drin.
Nun erfreut Euch an dem schönen Beitrag aus alten Zeiten im bayrischen Voralpenland.
Die „Menschlichkeit “ habe ich mir bis zum heutigen Tag auch immer
bewahrt. Wobei aber auch das soziale Umfeld und der Menschen mit denen man kontinuierlich
und im größeren Radius zusammen lebt von großer Wichtigkeit von der gesamten Entwicklung eines Menschen geprägt ist und wird. Die gesamte Lebenserfahrung und der daraus resultierenden Erkenntnisse ergeben, dass was man heute ist 🙂 Ein gewaltiger Lernprozess welcher erst ( im physikalischen Sinne) abgeschlossen sein wird, wenn wir in die andere Seinsebene über gleiten mit unserer Seele welche dort ihren Ursprung hat.
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Ich bin auch froh Wolfgang Böhmer, daß ich in den 47 Jahren meiner Pflegetätigkeit mir meine Menschlichkeit bewahren konnte.
In meiner Ausbildungszeit habe ich mir schon geschworen, daß ich, sollte ich so garstig und hart wie manch Eine meiner alten Stationösen werden, ich aus dem Beruf aussteigen werde.
Manchmal war ich nah an der Grenze, wurde auch manchmal bei Überlastung etwas unfreundlicher bei den alten und verwirrten Patienten, aber hab hinterher mich immer für mein Verhalten entschuldigt und war intensiver zugewandt als zuvor.
Auch wir Pflegenden sind Menschen mit unseren Schwächen und Demente sind schon eine Herausforderung im normalen Stationsalltag einer Klinik, im Nachtdienst, bei diversen Aufnahmen, diversen aus dem Bett Stürzen, das Nachtpensum erledigen……und und und……..
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Ich selbst habe den größten Respekt und Achtung vor Menschen ,welche andere Pflegen und
Betreuen ,zumal es mitunter eine Herkules Aufgabe ist ,dass Berufliche und Private zu trennen um ein Optimum an eigener Lebensqualität zu Garantieren. Wenn dann der Lebenspartner die nötige Sensibilität und Verständnis dafür aufbringt, dann ist die Verantwortungsvolle Bürde auch wesentlich besser zu bewältigen.
.Wobei meiner Meinung nach der Beruf in diesen Aufgaben Gebieten extrem unterbezahlt ist und von der Gesellschaft auch nicht entsprechend gewürdigt wird. Meine eigene Lebenserfahrung im Umgang mit Menschen aller Schattierungen bezeugen das alles ,denn ich lebte und arbeitete weit über 30 Jahre in anderen Ländern und verdiente mir somit meinen Lebensunterhalt, dass mit dem hiesigen System hier in keinerlei weise betrachtet und erfahren werden kann. Es setzt auch dringend voraus ,dass die jeweilige Landessprache gesprochen werden sollte, was mitunter sehr schwer unter einen Hut zu bekommen war und auch ist. Meine Muttersprache ,Englisch, Französisch und Neu Griechisch sind mir recht gut geläufig ,welche mir auch in Indien eine immense große Hilfe gewesen sind.
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Es ist nicht nur die Unterbezahlung, sondern der Umgang mit uns Mitarbeitern, der mürbe macht. Zur Zeit kommen tatsächlich die Patienten und fragen ob die Pflegekräfte geimpft seien, wenn nicht dann fordern (!!!!) sie eine geimpfte Pflegekraft…..das muß man sich mal auf der Zunge zergehen lassen.
Oder eine Ärztin bei der Visite, steht vor dem Zimmer der neuen Patientin, schaut in die Akte und sagt angewidert „wie denn, die ist ja auch nicht geimpft !“ Dann schrammt sie ins Zimmer, ohne sich vorzustellen herrscht sie die Patientin an „warum sind Sie nicht geimpft ???????“ Die antwortet ganz kleinlaut „….weil ich Allergien habe und nicht darf“………das wäre keine Begründung ( O-Ton der Ärztin )
Draussen vor dem Zimmer sagt besagte Ärztin „ich hasse diese asozialen ungeimpften Patienten“ und fragt die KOllegin die mit Visite macht ob sie denn geimpft sei……
Das muss man sich mal vorstellen.
DAS ist das was uns fertig macht, neben der vermehrten Arbeit und dem Stress durch die DRG Personalreduzierungen.
Corona macht es nur sichtbar und schmeißt zusätzliche Knüppel vor die Füße der Berufsgruppe Pflege.
Mir hat letztens eine alte Pflegekollegin und Freundin geschrieben, daß sie kein Verständnis habe für diese ungeimpften Deppen !
Daraufhin konnte ich nur antworten „tja, dann hast DU mich jetzt damit als Deppen bezeichnet“
Ich glaube den Status Freundin hat sie damit verwirkt.
So weit sind wir schon in diesem unserem Lande.
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Lieber Wolfgang Böhmer, entschuldige bitte daß ich deine Antwort nicht freigegeben habe, aber erst einmal hab ich sie eben erst gesehen und dann wollte ich gern diesen Artikel vom C Thema möglichst frei halten. Ich weiß, das ist manchmal schwierig…..doch war es mir wichtig die Energie der damaligen Zeit wieder zu beleben und wollte sie nicht kaputt machen mit der jetzigen Thematik…….wir sind eh schon zu sehr darin eingestiegen in unseren Kommentaren 😉
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Ich kann mich noch sehr gut erinnern an damals
meines Opas Bruder hatte im Taunus 10 km vom Feldberg weg einen kleinen Bauernhof.
da war ich in etwa so alt wie das kleine Mädchen auf dem Bild von 1957 🙂
Der Schnee war fast so hoch wie ich groß war 🙂
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Ja, ich kann mich auch erinnern an Spaziergänge in hohem Schnee und an ganz oft Schnee schieben vor der Haustür.
Unsere kleine Dorfstrasse hatte Kopfsteinpflaster, es fuhren damals nur wenige Autos, deshalb blieb der Schnee meist auch auf der Strasse liegen…….alles wurde sozusagen festgefahren an Schnee; setzte Tauwetter ein gefror der Schnee zu Eis und es war eine einzige Rutschpartie.
Kannst Du dich auch noch an Gleitschuhe erinnern ?
Ich bekam nämlich ein Paar zum Geburtstag geschenkt……und da mein Geburtstag in der Winterzeit liegt, konnte ich sie gleich ausprobieren.
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Ja an die kann ich mich auch erinnern 1957 ist meine kleine Schwester geboren
am 17 Dez. Ich kam 1958 in die Schule und wir wohnten auch in einem kleinen Dorf
und rundherum waren auch Hügel und kleine Berge. Und als Schlitten dienten uns meist alte Pappkartons oder ein alter Kinderwagen an dem wir die Räder abmontierte hatten.
Und wir hatten einen riesen Spaß. Zur Schule waren es 2 km zu Fuß.
In der Klasse wurde noch mit einem Kohleofen geheizt und es wurden dort das erste zweite und das dritte Schuhjahr unterrichtet. Es war alles noch sehr einfach auf dem Land.
Im Dorf kannte jeder jeden .Es gab ein Telefon für das ganze Dorf und einen Tante Emma laden. Der Bauer war Wirtschaft Metzger und Milch Lieferant und einen Becker hatten wir und vielleicht 100 Häuser :-)Obst und Gemüse wurde in Einmachgläser verstaut und im Keller aufbewahrt .
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Ohhh jaaaaaa, kann mich auch noch an unsere kleine Schule erinnern, auch dort wurde mit Kohleofen geheizt und die Frau aus der Verwaltung kam immer zum nachlegen der Kohle ins Klassenzimmer. Es war urgemütlich dort und die Holztreppenstufen in die obere Etage waren in der Mitte ganz ausgelatscht und knarzten ganz laut wenn man hochging….
Unsere ersten vier Klassen waren in dem alten Klostergebäude untergebracht, schee war es.
altes Kloster Helmarshausen
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