
Nach langer Zeit mal wieder ein Artikel aus der Gruppe „Vedische Weltanschschauung“. Diesmal für einen ganz besonderen, lieb gewonnenen Freund 🙂
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Piet, 11.8.2019
Die Fürsorge für die eigene Ehefrau ist eine gute Methode, um nur an die eigene Ehefrau zu denken, um andere Frauen zu vergessen. Eine Frau muss es so richten, dass ihr Ehemann das ganze Leben lang um sie sorgt. Wie ist es zu erreichen? Dafür muss die Frau VOR der Ehe es so richten, dass ihr Hofmacher ihr eine lange Zeit den Hof macht. Dabei muss sie ihn genau anschauen und analysieren: Kann er das? Kann er das Hofmachen? Ist er bereit, mir zuliebe sich zu verändern? Möchte er es aufrichtig? Verfügt er über genügend Ressourcen, um mir den Hof zu machen? Ist er bereit, mir zuliebe mehr Ressourcen zu erlangen?
Das Hofmachen stellt eine wichtige Etappe im Beziehungsaufbau dar. Ich sage den Frauen immer wieder, dass sie ihre Hofmacher nicht zu sich Nachhause einladen und sie nicht füttern sollten.
„Aber zu den Gästen sollte man doch nett sein. Es gehört sich dazu. Er ist doch zu mir gekommen.“
Ja, nun, meine Frage: „Was macht irgendein Mann, der nicht dein Ehemann ist, bei dir Zuhause und wieso frisst er in deiner Küche deine Lebensmittel?
„Aber wir leben in so einer Zeit, wo alles sehr teuer geworden ist. Ich werde ihm etwas helfen und ihm was zu essen geben.“
Warte mal. Dein Hofmacher sollte eigentlich DICH füttern und mit DIR ausgehen, und nicht du ihn. Wenn dein Hofmacher kein Geld hat, um mit dir auszugehen und dich zu füttern, so glaube mir – er wird auch später kein Geld haben, um eine ganze Familie aufrechtzuerhalten! Denn um eine Familie aufrechtzuerhalten, braucht man viel mehr Geld als wenn man mit einem Mädchen ausgeht.
Ich bin mittlerweile seit 25 Jahren verheiratet. Mit dem Geld, was ich für meine Familie ausgebe, bin ich in der Lage, gleichzeitig 10 Mädchen zu füttern. Mit dem Geld bin ich in der Lage, gleichzeitig mit 10 Mädchen auszugehen. Glaubt mir: eine geliebte Ehefrau ist viel teurer als irgendwelche Freundinnen.
Es ist also sehr wichtig zu erfahren, ob ein Mann bereit ist, dir den Hof zu machen, sich zu verändern, seine Ressourcen auszugeben, seine Ressourcen zu vergrößern, und so weiter… Das Wichtigste ist, dass auch wenn ihr später verheiratet seid, muss der Mann dir weiterhin den Hof machen, um eine glückliche Ehe zu garantieren. Wenn ein Mann seiner Ehefrau sein ganzes Leben lang den Hof macht, wird er stetig wachsen können. Er wird willensstärker, zielstrebiger, und so weiter. Die Ehe wird nie zu einer Routine verkommen.
Die Versuche des Mannes, andere Frauen anzuschauen und dabei in seinem Geiste zu denken, wie er sich mit ihnen vergnügt, knüpft an die folgende Idee: auf Sanskrit nennt man es „Purusha-bhava“. Das bedeutet ungefähr so:
„Ich bin ein Gott. Ich bin in der Lage, viele Frauen glücklich zu machen. Ich bin in der Lage, sowohl meine Ehefrau als auch viele andere Frauen glücklich zu machen.“ So denken die Männer oft.
Manche Männer fragen mich auf meinen Vorträgen:
„Vielleicht kann ich ja mehrere Ehefrauen haben? Was halten Sie davon? Ich habe im Moment zwar gar keine Ehefrau, mich würde es aber interessieren.“
Solche Fragen stellen normalerweise nur ledige Männer, weil sie über große Phantasien verfügen. Keine Ehe-Erfahrung, dafür aber große Phantasien.
Ich antworte solchen Männern immer so:
„Ja, natürlich kannst du mehrere Ehefrauen haben. Doch lass uns zuerst darauf einigen, dass du nicht sofort zwei Frauen heiratest, sondern eine einzige. Wenn du diese einzige Ehefrau glücklich machen wirst, wenn du ihr ihr ganzes Negativ auf dich nehmen wirst, wenn du ihr alle ihre negativen Emotionen auf dich nehmen wirst, wenn du ihr kompletten Schutz geben wirst, wenn du sie komplett finanzieren wirst, wenn du mit ihr Kinder zeugst und erziehst, und wenn du danach noch genug Zeit, Energie und Ressourcen hast, nimm dir eine zweite Frau.“
Wenn ein unvorbereiteter Mann zwei Frauen um sich herum hat, wird er unglücklich. Ich kenne einen Mann, bei dem seine Ehe kaputt ging. Er suchte sich eine andere Frau, seiner ersten Ehefrau finanzierte er aber ihr Leben weiter, da er sich für sie verantwortlich fühlte. Schließlich kehrte die erste Ehefrau zu ihm zurück. Nun hat er auf einmal zwei Frauen um sich herum. Er hat bemerkt, dass er auf einmal zwei Ehefrauen hat. Von beiden Frauen hat er Kinder. Diese Frauen waren manchmal auf sich gegenseitig eifersüchtig und versuchten, miteinander zu konkurrieren. Der arme Mann war unglücklich, denn er wusste nicht, was er machen sollte.
Eine Frau mag keine Konkurrentinnen. Und die Männer sind heute für Polygamie überhaupt nicht in der Lage. Wir leben nicht mehr in einer Arisch-Vedischen Zeit, wo unter den reicheren Männern manchmal normal war, mehrere Ehefrauen zu haben. Dabei war für die jüngere Ehefrau die ältere Ehefrau wie eine Schwester. Sie sprach zu ihr etwa so: „O, meine Schwester.“
Man kann nachlesen, wie das Verhältnis in polygamischen Familien früher war. Zum Beispiel, der Sohn der jüngeren Ehefrau kam zu der älteren Ehefrau und nannte sie „Mama“. Die ältere Ehefrau schaute ihre jüngere Ehefrau, die eigentlich ihre Konkurrentin sein sollte, liebevoll an und sagte: „O du Göttliche, wie hast du es bloß geschafft, so einen göttlichen Sohn, den ich immer gebären wollte, zu gebären. Du hast mir einen Sohn geboren. Ich bin dir unendlich dankbar.“
So ein Verhältnis, von dem ich gerade erzähle, gibt es heutzutage nicht. Die Menschen verstehen auch nicht, wie das gehen sollte. Unser Bewusstsein ist dazu zu primitiv geworden. Die Frauen heutzutage sind nicht in der Lage, so ein Verhältnis untereinander aufzubauen. Die Männer ebenfalls: sie sind nicht in der Lage, mehrere Ehefrauen gleichwertig zu lieben und zu behandeln. Nur ganz harte Männer mit einem eisernen Verstand sind dazu noch in der Lage.
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Fortsetzung folgt.
Satya Das
Übersetzung aus dem Russischen von Ilja Potrebitsch.
Ja sehr schön……wie das früher mal gewesen war.
Doch stellt sich mir die Frage: was sagte denn ein Mann dazu wenn die Frau auf einmal einen neuen Mann trifft und merkte daß sie sich zu ihm hingezogen fühlte, aber sie dennoch ihrer Liebe und Verantwortung zum Ehemann sich bewusst war.
Ob da der „gestandene wedische Mann“ hurra gerufen hat und sagte „ja mein liebes Weib, ich möchte daß es Dir gut geht und sage Dir, tu alles daß es Dir gut geht mit diesem anderen Mann“……..
Ich denke da wird der Mann ebenso ein Konkurrenzverhalten verspürt haben.
Nix geht da locker nud leicht, egal ob Mann oder Frau betreffend.
Jetzt aus der Distanz kann man prima sagen: damals in der alten wedischen Zeit war das Alles viel besser……
Fakt ist, wir wissen es nicht wirklich, da damals sicherlich auch die Kommunikationen anders verliefen als heute.
Ich habe vedische orientierte Freunde, die da dieselben Verhaltensweisen an den Tag legen wie heute in allen menschlichen Partnerschaften üblich.
Theorie und Praxis klaffen da weit auseinander.
Niemand möchte allein dastehen und bei dem Auftauchen eines neuen Menschen, der eine Verbindung spüren lässt, da entstehen beim Gegenüber Verlassensängste, die aus alten Erfahrungen heraus existieren. Solange die nicht gelöst sind, bleibt auch die schmerzliche Erfahrungswelt des Verlassenheitsgefühls in der Situation.
Bin gespannt ob wir uns wieder hinbewegen können, in eine vedische Sichtweise die ohne all das auskommt…….gehen wir es sorgsam an, gelle…
Auf jeden Fall ein Artikel, der zum Nachdenken anregt.
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Ja, Marietta, Du sprichst wahrscheinlich auf das Thema: Poly-Amorie an, also mehrere Menschen in verschieden Beziehungen gleichzeitig zu lieben.
So, wie es damals war, wird es nie wieder sein, allein, weil wir uns seit vielen tausend Jahren seit der vedischen Philosophie weiterentwickelt haben. Naja, bei Einigen zweifle ich noch dran 😉
Damals und bei uns bis vor 200 Jahren stand die materielle Versorgung der Familie durch den Mann vollkommen im Vordergrund. Auch bei der Auswahl der Eheleute. „Liebe“ kam erst in der Zeit der Romantik dazu.
In Nachkriegszeiten wie bei uns, als viele Männer fehlten, weil sie gefallen oder nach dem Krieg in Lagern ermordet wurden, gab es viel mehr Frauen als Männer, also machte allein vom Gesichtspunkt der Versorgung die Poly-Gamie Sinn. Damals wie heute mußte es sich der Mann jedoch finanziell leisten können, mehrere Frauen zu haben. So, wie es heute im Islam ist.
Ich empfinde es als einen großen Vorteil unserer heutigen Zeit für die persönliche Weiterentwicklung, daß auch andere Formen des Zusammenlebens wie zum Beispiel die Poly-Amorie ohne bzw. mit wenig gesellschaftlicher Ächtung gelebt werden kann.
Abgesehen von den wenigen untauglichen Rollenmustern, funken natürlich die eingepflanzten Emotionen wie Besitzdenken, Eifersucht, Verlassenheitsängste dazwischen und lassen so tiefe Liebesbeziehungen zerbrechen.
Aus meiner eigenen Erfahrung schließe ich, daß der Wunsch, polyamor zu leben, ehr auf der männlichen Seite vorhanden ist, Frauen brauchen öfter ihr Nest für die potentiellen Kinder. Vielleicht eine genetische Voreinstellung, um das Überleben der Menschen zu sichern.
Hier setzt ich das Neuland fort. Wir kennen keine Lebensstrukturen (mehr?), bei denen sich in einer Gemeinschaft jeder um die Kinder kümmert, sie schlafen, essen, lernen mal hier, mal bei anderen Gemeinschaftsmitgliedern. „gehören“ niemandem, nur sich selbst.
Und ernsthaft sollte man sowieso über die Begriffe: „meine“ Frau, „meine“ Kinder, Haus.. nachdenken.
Gleichzeitig wird die Bewußtseinsebene der Menschen immer ausgeprägter, wir entwicklen uns also vom Kollektiv und der Hierarchie (auch zwischen Mann und Frau) immer mehr zu differenzierten Individuen, die durch das erhöhte Bewusstsein immer mehr in der Lage sind, funktionierende Gemeinschaften zu erfinden und auch zu leben.
Ganz sicher auch polyamore.
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