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Wohnen im Slum, mit allem was die Müllhalde hergibt – hier ein Bild aus den Philippinen, abseits des Ökotourismus / Fundstück bei pixabay

 

Es begab sich zu der Zeit, als ich in einer renommierten Kur und Rehaklinik beschäftigt war……

Ich arbeitete auf einer onkologischen Station, die auch einige bettlägerige Patienten hatte. Nach dem Abendbrot mussten wir das restliche Geschirr in die Spülküche bringen, da unsere Serviceassistentin schon Feierabend hatte.

Wie überall arbeiteten auch bei uns Menschen, die keinen Beruf erlernt hatten und froh waren überhaupt einen Job mit halbwegs guter Bezahlung zu bekommen. Sie verdienten nicht die Welt, aber sie konnten sich und ihre Familien damit ernähren, hatten so wie auch wir Vorteile bei der Bestellung naturheilkundlicher Mittel und konnten an den Angeboten der Physioabteilung teilnehmen, auch am günstigen Mittagstisch im Haus.

Eines Abends brachte ich unser restliches Patientengeschirr zurück und sah Unglaubliches. Es gab dort eine Mittelamerikanerin, sie hatte vier Kinder, ihr Mann hatte sie verlassen und sie musste sehen wie sie sich und ihre Kinder versorgen konnte.

Nun ja, während ich ihr helfen wollte und die übriggebliebenen Lebensmittel von den Tellern in die Schweinefuttereimer schubsen wollte, nahm sie mir entrüstet einen Teller aus der Hand, und das Hühnerbei, welches grad in in den Eimer gefallen war, wieder heraus…….sie sah mich an und sah meinen entsetzten Blick. Dann sagte sie mit starker, sehr präsenter Stimme „das noch gut, das ich essen !“ und biss genüsslich in das gebratene Hühnerbein.

Nun schaute ich noch entsetzter wohl und fragte sie, warum sie denn diese schon benutzten Lebensmittel esse, sie bekomme doch genug auf der Arbeit angeboten. Sie schaute mich durchdringend an und sagte „ich aus Bogota komme, dort leben in Favela, Familie Hunger, kein Essen, wir leben auf Müllberg, dort essen…..Essen dort schlecht, Essen hier gut !“

Mir hat es die Sprache verschlagen, konnte nichts darauf erwidern als ihr noch einen schönen Abend zu wünschen, musste schnell rausgehen weil es mir schier das Herz zerriß…….

ich bin mit diesem Erlebnis nach Hause gegangen und mir wurde dermaßen unsere Überflussgesellschaft offenbart, daß es mich schüttelte. Ich meditierte intensiv, konnte die Bilder und Gedanken kaum loswerden.

In der Nacht träumte ich, sah mich inmitten dieser Menschen auf Müllbergen herumkraxeln, fühlte mich Ihnen verbunden, sammelte fleissig mit Verwertbares……es war nichts Schräges dabei an Gefühlen, nein, es war einfach ganz normal, denn es war mein Leben.

Am nächsten Morgen erwachte ich und mir fiel ein, daß ich während meiner Ausbildungszeit mit einer Freundin immer auf einem Verwertungshof der Stadt war. Dort wurde alles recycelt, was es so gab. Papiere , Metall, Kunststoffe und auch Kleidung. Letzteres konnte man per kg erwerben. Dazu musste man allerdings auf meterhohen Kleidungsbergen herumkrabbeln und ich erinnere mich an etliche tolle Kleider und Wohnungsmaterialien wie Tischdecken und Bettbezüge, die nützlich waren und nach guter Reinigung und Desinfektion, unserer WG beste Dienste leisteten.

Umso mehr erschreckt mich jetzige Rechtssprechung, daß müllsuchende Menschen die kaum oder gar kein Geld haben, dafür bestraft werden, daß sie in Containern rumsuchen. Begründung ist „sie könnten ja dadurch krank werden ! “

Ja HALLO ! Sie sollten sich den hier beschriebenen Film mal anschauen, dann erkennen sie was wirklich krank macht. Diese Menschen haben eh nur die Wahl, krank oder tot. Nicht nur in Bogota, Philippinen, Mexiko und so weiter….

Anstatt Strafen zu verhängen, sollten die Unternehmen bestraft werden, die Lebensmittel lieber verrotten lassen anstatt sie hungrigen Menschen zur Verfügung zu stellen. Denn davon werden es grad immer mehr……Noch viel mehr sollte den Tafeln zur Verfügung gegeben werden. Man kann anstatt Container aufzustellen einen Schrank mit Wasserkühlung hinstellen für all das, was noch essbar ist, das sollte der Staat fordern und nicht noch mehr an Strafen erfinden !!!!!!!

https://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/schleswig-holstein_magazin/Containern-bleibt-verboten,shmag63492.html