
Die Regeln in diesem Beitrag mögen etwas altmodisch, vielleicht sogar unangemessen erscheinen in der heutigen, „modernen Zeit“.
Allerdings, wenn ich mir die Haltung der selbsternannten kommunistischen Kader in ihrem Elfenbeintürmchen (entwurzelt, in der Regel ohne Familie) anschaue, die uns Verhaltensvorgaben mit moralischer Erpressung aufdrücken wollen, wird mir schlecht. Die Kinder werden in eine mehr als unnatürliche Rolle gedrängt, gegen ihre Eltern aufgehetzt und die „Alten“ sind sowieso der letzte Dreck. Von Gemeinschaftssinn ist schon lange keine Rede mehr, nur noch Egozentrik.
Daher gefällt mir besonders der letzte Absatz dieses Artikels sehr gut. Und einige gute Angewohnheiten kenne ich noch aus meiner Familie, in der ich aufgewachsen bin.
Piet, 15.4.19
____________________________
Kultivierung der Achtung, der Dankbarkeit und der Großzügigkeit in der Familie.
Wenn die Familie speisen möchte, so hilft die Tochter der Mutter, zu Tisch zu decken. Auf diese Art und Weise dient sie der Familie. Sie hilft der Mutter, die Familienmitglieder zu bedienen. Sie gibt das Essen aus: Zuerst gießt sie dem Vater die Suppe ein, danach der Mutter, danach dem ältesten Bruder, und so weiter. Es geht ums Prinzip. Sie bedient alle dem Alter entsprechend – zuerst der Älteste bzw. der Herr der Familie. Somit wird in so einer Familie die Achtung vor den Älteren kultiviert. Mit so einer Tat bekommt die Tochter den Segen von ihren Eltern. Den Segen für ein glückliches Leben bekommt sie mit so einem Dienst automatisch.
Und was passiert in einer städtischen Familie heute? Alles umgekehrt: zuerst bedient die Mutter die kleinen Kinder, erst danach bekommen auch der Vater und die Großeltern was ab. Das ist eine falsche Herangehensweise. Man muss immer mit den Ältesten anfangen.
Was muss man noch beachten, während man mit der Familie am Tisch sitzt? Der Vater muss während der Mahlzeit immer den Gott verehren, damit die Kinder nicht zu gottlosen Menschen aufwachsen. Der Vater muss den Kindern erklären, wo das Essen herkommt: „Dank dem Allmächtigen können wir heute uns satt speisen. Der Allmächtige hat uns diese Lebensmittel gegeben, damit wir nicht hungern müssen.“ Es gibt christliche Gebete, es gibt vedische Gebete, es gibt muslimische Gebete. Im Großen und Ganzen muss man Dankbarkeit zeigen: „Dieses Essen haben uns Höhere Kräfte gegeben. Lasst uns IHNEN einen Dank aussprechen.“
Vor dem Schlafengehen müssen die Kinder ihren Eltern eine „Gute Nacht“ wünschen. Es muss Tradition in der Familie sein, dass die Kinder jedes Mal, bevor sie schlafen gehen, ihren Eltern erst mal eine Gute Nacht wünschen. Dabei kann man die Mutter auf die Wange küssen. Kleinkinder können noch mit den Eltern etwas kuscheln, bevor sie auf ihre Zimmer gehen. Das ist normal so. So werden sich die Kinder geliebt fühlen.
Am nächsten Morgen folgt die gleiche Herangehensweise: „Guten Morgen, Vater Guten Morgen, Mutter.“ Was macht man heute? Schnell aufgestanden, schnell Dusche, danach ein schnelles und respektloses „Moin“, ohne dabei die Eltern auch nur anzuschauen. Danach noch schnell aus dem Topf die Suppe gelöffelt und weggelaufen – in die Schule oder auf die Arbeit. Das ist schlecht! Die Eltern müssen sich mühen, die Tradition der Achtung in der Familie zu kultivieren.
Ebenfalls müssen die Eltern großzügig sein. Sie müssen spenden und dafür sorgen, dass es der Gesellschaft um sie herum besser geht. Die Kinder müssen mit ihren eigenen Augen sehen, wie die Eltern ihren Egoismus aufgeben und an die anderen Menschen in der Gesellschaft denken. Es ist falsch, wenn die Eltern sich nur um die eigene Familie und nur um die eigenen Kinder sorgen. Der Vater trägt dafür maßgeblich die Verantwortung, den Egoismus der Familie zu verringern.
_________________
Sergej Serebrjakow
Übersetzung aus dem Russischen von Ilja Potrebitsch